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EIN MENSCH, WIE STOLZ DAS KLINGT.
Häää? … nee, find‘ ich nicht.
Dieser Satz, ein wohl bekanntes Zitat aus Maxim Gorkis Stück „Nachtasyl“, russisch „Am Boden“, wurde uns Schülern im Fach Literatur gerne als ein Beispiel revolutionären Geistes im Schaffen des Künstlers präsentiert. Keiner hat das Stück so richtig gelesen, schon gar nicht auf Russisch.
Den Druck der deutschsprachigen Fassung hat Gorki übrigens persönlich überwacht, damals in Wittenberg.
Wir bemühen nun aber das Original.
Dort beginnt der Protagonist Satin, ein Mensch ohne Eigenschaften, umgeben von lauter gescheiterten Existenzen, seine Rede mit:
„Wenn ich betrunken bin, gefällt mir alles.“ (Wer kennt das nicht ?)
Er wundert noch ein bisschen herum, über die Bedeutung des Menschen ansich, um dann die, für uns entscheidenden, Worte zu sprechen:
„Mann des Jahrhunderts. Das ist … großartig. Das klingt … stolz. Mann des Jahrhunderts. … Darauf lasst uns trinken Baron.“
Nicht человек = ein Mensch also, sondern чело – век = Mann des Jahrhunderts: Diese Wortspielerei gibt der Sache einen Sinn, da geh‘ ich mit.
Fazit: Der revolutionäre Geist entstammte in diesem Fall eindeutig der Flasche.
Wieder etwas gelernt und hoffentlich richtig interpretiert … Выпьем за это …!
PS: Auf dem Bild sehen wir Ernst Busch, Schauspieler und Sänger, in der Rolle des Satin.
RÜBERMACHEN
… ein Begriff, der für uns Mitteldeutsche das Überschreiten einer Grenze beschreibt: Ein Abschied ohne Wiederkehr und mit der fortschreitenden Dauer der Existenz der Sperranlagen, ein Unternehmen mit ungewissem Ausgang. Die es geschafft haben, drüben anzukommen, schilderten das Neue meist in den schönsten Farben. Wie es wirklich dort war, sahen wir erst, als wir diese Grenze selbst überschritten haben.
Ich hatte schon öfter mit Menschen Kontakt, die bereits Nahtoderfahrungen gemacht haben. Die von ihnen geschilderten Erlebnisse gleichen sich: Freiheit, Leichtigkeit, Liebe und das Licht in das alle gehen …
Ich denke, dieses Licht werde ich meiden. Aus Prinzip.